Eindrücke aus der Lichtwerkstatt

Lektorat / Melanie Müller     Fotografie / Thorsten Schneider

Auf dem Weg des Lichts zum Kamerasensor gibt es unendlich viele Möglichkeiten mit diesem kreativ zu arbeiten. Das Interessante dabei ist, dass man das Licht als Ausgangsmaterial direkt zunächst gar nicht wahrnimmt. Erst in der fertigen Fotografie ergeben sich sichtbare Formen und Farben. Der Entstehungsprozess ist dabei einerseits Handwerk, andererseits lädt er aber auch zum Experimentieren ein.

Zunächst das Handwerk

Das Spektrum der Möglichkeiten reicht von der zweckorientierten Fotografie bis zur prozessorientierten Kunst. Steht am Anfang eine konkrete Bildidee gilt es diese durch ein vorab durchdachtes Konzept und den Einsatz der geeigneten Mittel umzusetzen. Andererseits kann auch der Prozess selbst zum Ziel werden: Inspiriert durch Eindrücke aus dem Alltag oder Einflüsse aus der Umgebung entsteht eine Idee – und das Experiment mit dem Licht beginnt. Das künstlerische Ergebnis bleibt überraschend und offen.

Über das Experiment

Ein unscheinbarer Gegenstand wird aus einem bestimmten Blickwinkel zur interessanten Form. Eine Oberfläche hat eine spannende Struktur, die Licht hindurchlässt oder auf eine bestimmte Art und Weise reflektiert. Eine Möglichkeit von vielen ist nun, diesen Gegenstand aus seinem gewohnten Kontext herauszulösen und in eine neue Welt aus Licht und Farben zu tauchen. Aus einer groben Idee wird schließlich ein erstes Bild mit einer einfachen Lichtsetzung.

Zum überraschenden Ergebnis

Der Überraschungseffekt ist genial: Ein Bild, das für unser Auge zunächst nicht sichtbar ist, da die Leuchtdauer der Blitzlichter viel zu kurz ist, wird auf dem Monitor zu einer Komposition von Formen und Farben. Vielleicht gab es davor eine Vorstellung, die man im Kopf hatte, doch das Ergebnis überrascht, bewegt, inspiriert immer neu. So entsteht eine abstrakte Formen- und Farbenwelt, die für sich steht und den Blick des Betrachtenden vielleicht länger hält als ein gewohntes, konkretes Motiv.

Das Experiment beginnt immer wieder neu. Nicht nur mit dem Gegenstand kann gespielt werden, auch mit dem Kontext. Am Ende ist ein neues Bild fertig, das weder in der Realität, noch zuvor im Kopf so konkret vorhanden war.

Melanie Müller / mm@frischetexte.com, www.frischetexte.com
Thorsten Schneider / fotografie@schneiderthorsten.com